„C the unseen“ – „Seht die Ungesehenen!“ Unter diesem Motto wird sich Chemnitz 2025 als Kulturhauptstadt Europas präsentieren. Ein Kernanliegen ist es deshalb unter anderem, die Ungehörten und Ungesehen in der Stadt und ihrer Region sichtbarer zu machen, um damit zu einer inklusiven und demokratische Stadtgesellschaftsentwicklung beizutragen.

In der Ausstellung „Bordercrossings“ sehen wir vor allem das Potential, über die Themen wie die der partizipativen Frühpädagogik, der Kulturellen Bildung sowie Bildung für nachhaltige Entwicklung hinaus, vor allem die Grundlage all dieser Themen in den Mittelpunkt unserer innerstädtischer Debatten zu bringen: Die Verpflichtung von Erwachsenen, sich aktiv auf jungen Menschen zuzubewegen. Mit ihnen in den Dialog treten, ihre vielfältigen Sprachen und Ausdrücke zu erkennen und diese mit denen anderer Menschen in der Stadt in Beziehung bringen und vermitteln zu müssen.

Jungen Menschen muss die Fähigkeit und das Recht anerkannt werden, intensiv wahrzunehmen, daraus Deutungen und den Anspruch nach Ausdruck zu entwickeln.

Das die Stärkung der Rechte junger Menschen erheblichen Einfluss auf die Entwicklung einer Stadt haben kann, zeigt eindrucksvoll die italienische Region um Reggio Emilia. Dort findet man eine Antwort auf die Frage, wie Kinder zu Demokratie, sozialer Gerechtigkeit und Solidarität erzogen werden können. Man folgt der Überzeugung, dass eine Gesellschaft, die auf diesen Grundpfeilern basiert, nur über eine Frühpädagogik erreicht werden kann, die Kinder vollumfänglich beteiligt und in die Gestaltung der Stadtgesellschaft einbindet. Die Stadt Reggio Emilia versteht die frühe Bildung von Kindern als einen Teil umfassender gesellschaftlicher Prozesse. Deshalb nimmt man dort alle an der Gestaltung der Stadtkultur und -gesellschaft beteiligten Akteure in die Verantwortung: Verwaltung, Politik, Pädagogik, Kultur und Wirtschaft.

Für uns in Chemnitz gibt es keinen besseren Zeitpunkt, als im Vorfeld des Kulturhauptstadtjahres auf dieses übergreifende Bündnis von Verantwortlichen für das Aufwachsen junger Menschen aufmerksam zu machen, damit die Umsetzung der Rechte junger Menschen keine Lippenbekenntnisse oder Einzelerfahrungen mehr bleiben.